Geschichte des Kegelns

In der historischen Entwicklung des Kegelspiels rauscht die Zeitgeschichte förmlich am Leser vorbei, denn es geht dabei um eine der bekanntesten und ältesten Sportarten die leider auch heute noch vielerorts falsch erkannt und ausgelegt wird.
Wo sind nun die Wurzeln des Kegelspiels, des Kegelsports? Fest steht, der Ursprung des Kegelns reicht bis in die Hochkultur von Ägypten und Rom zurück, denn es wurde bei archäologischen Ausgrabungen in Ägypten das Zubehör für Kegelspiele gefunden und Wandreliefs in Grabstätten entdeckt.
Dies ist wohl auch der Ursprung und Vorläufer des Boccia in Italien, des "Jeu de Boule" in Frankreich und des Boul in England. Unser Kegeln dürfte seiner Urform im Spiel der germanischen Stämme des Steinzielwerfens auf 3-, 7- oder 9-Kegel-Knochen haben.
Aus dem Mittelalter ist die urkundliche Erwähnung des Kegelspiels in der Chronik von Rothenburg ob der Tauber auf dieses allseits verbreitete Volksvergnügen von 1157 beachtenswert. Dabei stand damals nicht der sportliche Aspekt im Vordergrund, sondern die Wetten beim Kegeln waren es, die die Menschen in Ihren Bann zogen. Von 1265 stammt eine Handschrift aus Xanten, dass dort eine Kegler-Gilde bestand (fratres kegelorum), deren Aufnahmegebühr in Naturalien geleistet werden musste.
Alte Schriften und Chroniken berichten auch, dass das Kegeln völlig offene Regeln hatte, dass auf einen Gegenstand (Kegel?), dann auf mehrere, ja sogar deren 11 geworfen oder gerollt wurde. Bis ins 18. Jahrhundert wurde ausnahmslos im Freien gespielt, das Kegelspiel fehlte auf keinem Jahrmarkt, keiner Kirmes oder größeren Hochzeit. Dabei traten - wie schon gesagt - die sportlichen Ehren in den Hintergrund und es ging letztlich um Gut und Geld. Zuweilen wurde man gewalttätig, der Durst wurde zu viel gelöscht, Raufereien und gar Messerstechereien waren teilweise die Folge. Es wird aber vor allem berichtet, dass das öffentliche Kegelspiel auf den Volksfesten seine harmlose Form behielt.
Nicht ohne pikanten Reiz ist, dass das von manchen verfluchte Spiel, das nicht gerade salonfähig war, ersten Eingang in eine Gesellschaft erhielt, der man es am wenigsten zugetraut hatte: in die Abgeschiedenheit der Klöster! Aus Klosterbrüdern wurden Kegelbrüdern, die das Spiel auch "Heidentöten" nannten. Draußen vor den Klostermauern war das Kegeln zeitweise total verboten, vor allem auch in England (1388 König Richard II). Erste Besitzer vom eigenen Kegelbahnen waren die Kirchengemeinden in Deutschland. Zur Zeit der Reformation versuchten die protestantischen Obrigkeiten die herrschenden Kegelsitten ebenfalls zu reformieren. Eine dieser ersten Reformationen war 1529 in Basel das Verbot, an Sonn- und Feiertagen vormittags nicht zu kegeln.
Regional zu unterschiedlichen Zeiten, wurde das Kegelspiel in Deutschland wiederholt von den Behörden verboten. Als das Kegeln wieder erlaubt war, wurde ausschließlich in die Vollen gespielt, doch da das Aufstellen der Kegel den Kegeljungen zu anstrengend war, wurde erst wieder aufgestellt, als alle 9 Kegel "umlagen". Das war der Beginn des Abräumspiels!
Die deutschen Auswanderer nahmen das Kegeln in die neue Heimat mit und bald gab es die süddeutschen Lattenbahnen im Banat, Siebenbürgen und der Herzegowina. In Brasilien und Australien entstanden Scherenbahnen. Auch in Nordamerika war das Kegelspiel sehr bald weit verbreitet, ja man kam hier bald mit dem Gesetz in Konflikt und das Verbot von 1837 in Hartfurt/Connecticut, sollte kegelgeschichtliche Folgen haben.
Da das Spiel auf 9 im Quadrat stehende Kegel verboten war, kam ein findiger Kegler auf die Idee einen 10. Kegel hinzuzustellen und dies im Dreieck zu tun. Dies war die Geburtsstunde des Bowlingspiels, das seine Ursprungsart in der Verbreitung weit übertraf und im Gegensatz zum "Kegeln" weltweit gespielt wird.

Der Streifzug durch die Jahrhunderte zeigt klar auf, dass das Kegeln zwar stets auch den Charakter durch die Zeit veränderte, aber nicht unterzukriegen war. Weder schwerste Strafen, noch hohe Besteuerung oder auch andere einengende Bestimmungen, konnten dem Kegeln den Garaus machen.
Diesen Verboten und Dekreten zum Trotz, wurde das Kegeln Anfang des 18. Jahrhunderts von den feinen Herrschaften der damaligen Zeit gepflegt und stand in der sportlichen Betätigung hoffähiger Vergnügen ganz oben an.
Mit dem gewaltigen Umbruch der abendländischen Kultur Mitte des 19. Jahrhunderts - theoretische Fortschritte in der Naturerkenntnis und ihre praktische Verwertung in Technik, Verkehr, Industrie und Wirtschaft - erhielt das Kulturleben, insbesondere die damalige Sportbewegung, ein gedanklich völlig neues inhaltliches Gepräge, welches eine Entwicklungsdynamik, auch für das Sportkegeln freisetzte. In diese Zeit fallen auch die ersten Gründungen von Spielgemeinschaften, die das Kegeln regelmäßig betrieben. dabei sahen die ersten Kegelklubs ihre Hauptaufgabe darin, u.a. Bedürftige zu unterstützen. Doch bald traten an diese Stelle sportliche Zielsetzungen und aus dem Gesellschaftskegeln entstand das Sportkegeln. Vor genau 110 Jahren erfolgte der entscheidende Schritt zum heutigen Kegelsport, denn in Dresden wurde der "Zentralverband deutscher Kegelklubs" gegründet und seit dieser Zeit erfolgt die Ausübung des Kegelsports nach einem vereinheitlichten Regelwerk auf Bahnen mit gleichen Abmessungen, Formen und Arten in geschlossenen Räumen.
1887 erfolgte die Umbenennung in "DEUTSCHER KEGLER BUND" (DKB) und im selben Jahr wurde auch der Deutsche Sportbund (DSB) gründet. Das sportliche Kegeln verbreitete sich um die Jahrhundertwende geradezu in stürmischem Umfang und führte in Europa und in Amerika zur Gründung von nationalen Kegelsportverbänden (siehe DKB).
Durch den 1. Weltkrieg unterbrochen, war der interne Aufbau des DKB erst in den 20er Jahren wieder abgeschlossen, so daß 1923 erstmals deutsche Meisterschaften auf der Asphalt- und Bohlenbahn durchgeführt wurden. 1924 wurde in Chemnitz der "Deutsche Arbeiter Keglerbund" gegründet, der zeitweise um die 10.000 Mitglieder hatte. 1933 wurde dieser, wie alle Arbeitersportverbände, aufgelöst. 1926 wurden die ersten deutschen I-Bahnmeisterschaften, sprich Bowling, durchgeführt und im gleichen Jahr die Internationale Bowling Association gegründet, die sich im 2. Weltkrieg aber auflöste.
Bereits 1947 traf man sich in Stockholm um über die IBA zu sprechen und 1952 wurde in Anwesenheit von 9 westlichen nationalen Verbänden die FEDERATION INTERNATIONALE DE QUILLES" (FIQ) gegründet, die alle 4 Bahnarten, einschließlich Bowling, vertritt. Bereits 1953 traten die nationalen Verbände der östlichen Staaten, darunter auch die DDR, der FIQ bei. 1973 beschloß der FIQ-Kongreß mit mehr als 60 nationalen Verbänden zwei selbständige Förderationen zu bilden.
Die World-Ninepin-Association (WNBA), die alle Länder und Verbände vertritt, die das Kegeln auf 9 Kegel betreiben(Asphalt-Schere-Bohle).
Die World-Tenpin-Association (WTBA), die alle bowlingspielenden Länder und Verbände vertritt.
1979 erklärte die 81. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees in Montevideo die Bahnarten Bowling und Asphalt für olympiawürdig. Bereits 1982 überstieg die Mitgliederzahl der FIQ die 11-Millionengrenze mit z. Zt. 85 Mitgliedsverbänden.
(Original Verfasser unbekannt.)